Corinna Wieja: Simsaladschinn. Das Mädchen aus der gelben Tasche

Dschinntastisch!

Auf einer Wolke über der Erde, von unten unsichtbar, leben die Flaschengeister oder Dschinns. Eine von ihren ist Prinzessin Diamadarazade, die lieber Amanda genannt wird. Sie soll, wie es nach alter Tradition üblich ist, für 77 Wochen auf die Erde reisen und dort einem Menschen dienen. Darauf hat sie zwar überhaupt keine Lust, aber ihr Vater lässt nicht mit sich reden. Wenigstens kann sie sich eine bequemere Behausung als eine Flasche oder Lampe suchen und zieht in eine gelbe Tasche.

Und als wäre das noch nicht schlimm genug, sollte der Dschinn den Menschen, der an seinem Gefäß herumrubbelte, auch noch mit „Meister“ anreden. Auch das verlangte die Tradition. Amanda hatte jedoch keine Lust, von irgendwelchen Möchtegern-Meistern Befehle anzunehmen, die sie vornehm Wünsche nannten. Allerdings würde bestimmt kein Mensch auf die Idee kommen, dass ein Dschinn in einer alten schäbigen Handtasche wohnte. Außerdem konnte sie in einer eckigen Tasche viel besser ihre Möbel aufstellen als in einer runden Flasche. Wenn sie eine Tasche als Gefäß wählte, konnte sie ihren Menschendienst vielleicht einfach absitzen und zum Schluss guten Gewissens sagen, dass sie leider kein Mensch gefunden hätte.

Auf der Erde angekommen, landet sie nicht bei dem Menschen, auf den sie es abgesehen hat. Überhaupt findet sie Jonas nicht gerade toll und ziemlich langweilig. Doch sie braucht dringend seine Hilfe, denn jemand versucht, ihren Vater, Herrscher Omar, vom Thron zu stoßen. Ausgerechnet da kommt ihr ihre Magie abhanden.

Dschinn aus der Tasche

Amanda ist nicht auf den Kopf gefallen, weswegen sie alle Regeln nach ihren Interessen auslegt oder zumindest versucht, sie für sich passend zurechtzubiegen. Sie hat ein sehr unabhängiges Wesen und sieht überhaupt nicht ein, Dinge nur deshalb zu machen, weil sie Tradition sind. Sie merkt allerdings, dass sie viele falsche Vorstellungen über die Menschen hatte und ist auch bereit, ihre Meinung zu korrigieren. Als das Reich ihres Vaters und ihr Lehrer in Gefahr sind, zögert sie keine Sekunde, eine Rettungsaktion zu starten, obwohl sie dafür auch wieder einige Regeln ignorieren muss.

Jonas ist das genaue Gegenteil: ein recht schüchterner Junge, der neu in der Stadt ist, noch keine Freunde gefunden hat und von den Schul-Fieslingen drangsaliert wird. Das heißt aber noch lange nicht, dass er nicht mutig genug wäre, um Amanda tatkräftig zu helfen. Seine Halbschwester will zunächst nicht an die Existenz von Flaschengeistern glauben, muss sich aber eines Besseren belehren lassen. Sie ist ziemlich nett, auch wenn Jonas sie manchmal als besserwisserisch empfindet. Zusammen sind die drei ein starkes Team, jeder kann seine Stärken einsetzen, um zusammen das Reich der Dschinn zu retten.

Eine ungewöhnliche Idee wurde hier sehr gelungen umgesetzt. Die Geschichte hat Schwung, es gibt viel zu lachen und gegen Ende wird es richtig spannend. Es sind hier gerade die Details, die Spaß machen. So will beispielsweise nicht nur Amanda lieber in einer Tasche wohnen, sondern auch ihr Lehrer zieht eine alte Knoblauchflasche einem edlen Parfümflakon vor. Und dass Amanda am liebsten scharfe Lebensmittel wie Chilitee und Tabasco mag – klasse! Es ist also keineswegs alles so, wie ich mir die Welt der Dschinn vorgestellt hätte. Auch dort gibt es die typischen Streitigkeiten zwischen Eltern und Jugendlichen – aber natürlich doch ein bisschen anders. Gerade das macht das Buch aus.

Fazit: Lustige Geschichte mit liebenswerter und unkonventioneller Protagonistin für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren.

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Corinna Wieja: Simsaladschinn. Das Mädchen aus der gelben Tasche. Magellan 2017. 208 Seiten, Euro 14,00, ISBN 978-3-7348-4050-0.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Ein Kommentar zu “Corinna Wieja: Simsaladschinn. Das Mädchen aus der gelben Tasche

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