Stephanie Polák: Wie ich plötzlich reich wurde und dachte, alles wird cool

Kosmetikstudio im Kinderzimmer?

Theo, 14, ist hochgradig genervt. Seine Mutter und seine Tante Britta wollen in seinem Zimmer ein Kosmetikstudio einrichten, weil in der kleinen Wohnung sonst kein Platz dafür ist und sie sich Geld dazuverdienen wollen bzw. müssen. Die Vorstellung ist einfach schrecklich.

„Und wie soll das dann ablaufen? Wie soll ich hier meine Hausaufgaben machen, wenn du einen Meter neben mir alten Frauen die Hornhaut vom Fuß hobelst?“
Alleine bei der Vorstellung krieg ich die Krise.

Wie schon so oft träumt Theo davon, dass sie mehr Geld hätten. Dann könnten sie aus der Siedlung ins Villenviertel ziehen. Tante Britta müsste nicht mehr im Wohnzimmer auf der Couch schlafen, er bekäme sein eigenes Zimmer und bestimmt würde die hübsche Kim ihn dann auch endlich bemerken. Als Tante Britta an einer Quizshow teilnimmt, rückt der Wunsch in greifbare Nähe. Aber dann muss Theo feststellen, dass das Geld keineswegs alles besser macht.

Wenn das Leben auf den Kopf gestellt wird

Sehr nachvollziehbar und doch humorvoll wird geschildert, dass Theo von seinem Leben genervt ist. Wer wäre das nicht bei seiner Wohnsituation. Doch abgesehen davon geht es ihm gar nicht so schlecht. Er hat einen tollen besten Freund und der Zusammenhalt unter den Nachbarn und Bekannten in der Siedlung ist prima. Nur leider beachtet ihn die von ihm angeschwärmte Kim nur, wenn es darum geht, von ihm Mathehausaufgaben abzuschreiben. Ansonsten knutscht sie lieber mit einem coolen Jungen aus dem Villenviertel herum. Und irgendwie denkt Theo, dass mit mehr Geld alles besser wäre. Doch als es dann so weit ist, ist alles ziemlich ernüchternd: die neuen Nachbarn, die auf sie herabblicken statt der hilfsbereiten Freunde, die plötzliche Distanz zu seinem besten Freund, das Haus ist auch nicht so toll, wie es zunächst scheint, und dann nutzt ihn Kim auch noch aus.

Geld allein macht nicht glücklich. Ehrlich!

Die einfache Botschaft, dass Geld allein nicht glücklich macht, sondern Freundschaft und Zusammenhalt viel wichtiger sind, wird hier sehr eindrücklich und voller Witz, absolut ohne erhobenen Zeigefinger geschildert. Theos Handlungen und Beweggründe sind glaubhaft: seine Wünsche und Träume, seine Verliebtheit, das Hochgefühl nach dem ersten Kuss und auch seine Enttäuschung. Mutter und Tante sind ein wenig überzogen und schrill geschildert. Die Erlebnisse in der Quizshow und vor allem die Beschreibung der anderen Teilnehmer sind witzig und der Blick hinter die Kulissen einer Show realistisch. Das Buch lässt sich sehr locker und mit Spaß lesen.

Was ich allerdings gar nicht cool finde, ist der Titel. Tante Britta gewinnt das Quiz nämlich auf Seite 80, das ist ziemlich genau die Mitte des Buchs. Genau sind die verschiedenen Spiele der Show geschildert, wie Tante Britta sich dabei schlägt, was die anderen Kandidaten machen usw. Das könnte richtig spannend sein, ist es aber nicht, denn es ist ja von Anfang an klar, dass sie gewinnen muss. Woher sollte sonst das Geld kommen? Dieser Titel ist ein riesiger Spoiler! Sehr schade.

Fazit: Eine lustige und turbulente Geschichte mit der Moral, dass Geld allein nicht glücklich macht, für Kinder von 12 bis 14 Jahren.

Stephanie Polák: Wie ich plötzlich reich wurde und dachte, alles wird cool. Südpol 2017. 160 Seiten, Euro 12,90, ISBN 978-3-943086-47-8.

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Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

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