Asja Bonitz, Mele Brink: Lilly, die Lesemaus

Wie aus einer Lügenmaus eine Lesemaus wird

Lilly ist wirklich sauer! Dauernd wird ihre große Schwester Nele gelobt, weil sie alles besser kann. In der letzten Zeit geht es dauernd ums Lesen. Und dann fahren ihre Eltern sogar mit ihnen in die Tierhandlung, wo Nele sich zur Belohnung ein Tier aussuchen darf. Lilly geht leer aus, weil man lesen können muss, um sich um ein Tier zu kümmern. Das behauptet wenigstes Papa. Dabei hat Lilly so ein niedliches Meerschweinchen gesehen!

Lilly rennt zu Papa, der sich gerade die Hundespielzeuge anschaut. „Papa, kann ich auch ein Tier haben? Da ist dieses Meerschweinchen, braun und weiß, Papa, willst du es dir nicht mal angucken?“

Da überlegt sich Lilly einen Plan. Sie lässt sich immerzu dieselbe Geschichte vorlesen, bis sie die ersten Kapitel auswendig kann. Dann tut sie so, als könnte sie lesen. Zuerst fallen alle darauf hinein, aber dann soll Lilly etwas anderes vorlesen, was nicht klappt. Ihre Eltern sind enttäuscht und sauer, weil Lilly sie angelogen hat. Doch Schwestern müssen zusammenhalten, oder? Nele bietet Lilly an, ihr das Lesen beizubringen.

Ob das klappt? Und ob ob Lilly am Ende das Meerschweinchen bekommt?

Nur mit Tricks?

Dieses Buch greift gleich mehrere Themen auf, die viele Kinder bewegen: Eifersucht, wegen der (scheinbaren) Bevorzugung der älteren Geschwister, den Wunsch nach einem eigenen Tier und den Wunsch, etwas zu lernen, zum Beispiel lesen.

Die Eltern sind zwar entsetzt darüber, dass Lilly sie belügt, aber ihr Verhalten ist nachvollziehbar. Sie hat sich in das Meerschweinchen verliebt und hat Angst, dass es von einem anderen Kind gekauft wird. Also muss sie so schnell wie möglich lesen lernen. Da sie das ohne Hilfe aber gar nicht könnte, tut sie eben als ob. Auch wenn es natürlich nicht richtig ist zu lügen, fand ich es ein wenig schade, dass Lillys enorme Gedächtnisleistung so gar nicht gewürdigt wurde.

Zwischen den Schwestern herrscht eine gewisse Rivalität. Als Ältere lernt Nele viele Dinge natürlich früher, wenn sie dafür gelobt wird, fühlt Lilly sich zurückgesetzt. Wahrscheinlich wird sie auch gelobt, wenn sie etwas Neues lernt, aber da Nele all diese Dinge schon kann, empfindet sie den Erfolg als weniger groß. Trotzdem unterstützt Lilly Nele bei ihrem Haustierwunsch, was diese nicht vergisst. Deswegen hilft sie Lilly später dabei, sich ihren Wunsch zu erfüllen. Sie sind also ganz normale Schwestern, mal streiten sie sich, mal trösten sie sich, wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. Diese Situation werden viele Kinder wiedererkennen.

Toll ist auch, wie hartnäckig Lilly dranbleibt. Sie hat sich ein Ziel gesetzt und gibt nicht auf, obwohl es für ein Kindergartenkind ziemlich schwer ist, wenn es so lange dauert. Das macht Mut für eigenen Pläne der Leserinnen und Leser.

Lesen lernen ist nicht schwer!?

Das Buch ist mit größerer Schrift gesetzt, aber nicht mehr ganz riesig. Es enthält auch schon ziemlich viel Text und ein paar längere, nicht ganz einfache Wörter. Deshalb ist es nichts für absolute Leseanfänger, sondern eher fürs zweite Lesejahr. Jeder Sprecher hat eine eigene Textfarbe: Lilly blau, Papa braun, Nele orange, Mama rot und der Erzähler schwarz. Das strukturiert den Text zusätzlich und macht es für die Kinder einfacher. Ein Lesebändchen hilft dabei, die Seite wiederzufinden.

Außerdem eignet sich das Buch wunderbar zum Vorlesen für Kinder, die bald in die Schule kommen oder in der 1. Klasse sind und gerade mit mehr oder weniger Erfolg versuchen, die hohe Kunst des Lesens zu erlernen. Diese Kinder kann das Buch sicherlich motivieren. So wie Lilly es geschafft hat, werden auch sie es schaffen! Ich finde es auch gut und wichtig, dass Lilly nicht von heute auf Morgen lesen lernt, sondern einige Zeit braucht. Ansonsten wäre das zu frustrierend für die Kinder!

Auf jeder Doppelseite gibt es mehrere Bilder. Die Farben sind bunt, aber nicht knallig. Lilly und Nele sehen richtig pfiffig aus, die Eltern sehen wir immer nur im Anschnitt. Lustig finde ich, wie das Lesenlernen visualisiert wird. Mal schwirren viele Buchstaben um Lilly herum, während sie konzentriert die Zunge ein wenig herausstreckt, mal trägt sie die ganze Buchstabenlast auf ihrem Kopf.

Fazit: Eine tolle Geschichte für die 2. Lesestufe oder zum Vorlesen für angehende Schulkinder, in der die Kinder sich selbst wiederfinden können.

Asja Bonitz, Mele Brink: Lilly, die Lesemaus. Edition Parstorplatz 2018. 76 Seiten, Euro 12,00, ISBN 978-3-943833-27-0.

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2 Kommentare zu “Asja Bonitz, Mele Brink: Lilly, die Lesemaus

  1. Hallo,

    das ist von den Eltern aber euch gemein, die Schwester mit einem Tier zu belohnen und sie nicht… Ich denke, mit anderen Belohnungen hätte sie eher umgehen können, aber ein Tier ist nun mal der Herzenswunsch vieler Kinder.

    Das Buch klingt super für kleine Kinder, die Lesen lernen!

    Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.

    LG,
    Mikka

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